
By Sonja Frischko | Fashion-Blitz
07. Juli 2014
Fotos und Text: Sonja Frischko
Vor vielen Jahren traf ich den Kult-Designer Jean Paul Gaultier per Zufall in einem Londoner Secondhand-Laden in Camden Town. So wie ich stöberte er eifrig die vollbeladenen Kleiderstangen. Ich war damals von seiner ganz eigenständigen, positiven Aura fasziniert. Beim Hinausgehen konnte ich ihn – was für ein Glücksmoment – kurz an seiner Schulter berühren.
Jetzt Jahre später seine erste Einzelausstellung „The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From the Sidewalk to the Catwalk‟ in der Barbican Art Gallery in London:
Diese riesige Ausstellung zeigt beinahe vollständig chronologisch alle Haute Couture Entwürfe die Jean Paul Gaultier als Designer je entworfen und verwirklicht hat. Sie offenbart sein Können auf höchstem Niveau und seine geniale Kreativität.
Es wäre nicht Jean Paul Gaultier, wenn das Element der Leichtigkeit, der Comic und der Fähigkeit, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, fehlen würde.
In der Ausstellung fühlte ich mich auf Schritt und Tritt, beinahe schon etwas unheimlich, verfolgt, die Augen interaktiver Modells stets auf mich gerichtet. Denn der Meister hat allen Modells, so scheint es, Leben eingehaucht. Sie verfügen jeweils über ein menschlich projiziertes Gesicht, sie sprechen, singen oder ruhen in sich. Auch Jean Paul Gaultier gibt es als interaktives Model.
Alles Superlative und nach über 40 Jahren Modedesign scheinen Jean Paul Gaultier die Ideen nie auszugehen. In der Ausstellung finden sich neben der Haute Couture auch Zitate Jean Pauls, die oftmals mit einem Augenzwinkern, versehen sind. Wie die Kult-Fernsehsendungen „Eurotrash“ und
„Spitting Image“, bei denen er jahrelang mitgewirkt und sein komödiantisches Talent unter Beweis gestellt hat.
Das Korsett und die anstehenden, spitz zulaufenden BHs und nicht zu vergessen war Gaultier der erste Designer, der den Männerrock (fast) alltagstauglich geschneidert hat, dürfen als Markenzeichen Gaultiers dürfen natürlich nicht fehlen.
Ihm widmet Gaultier einen ganz eigenen Ausstellungsraum. Seine Musen waren Madonna neben David Bowie, Naomi Campell, Stella McCartney, Boy George, Grace Jones und Kate Moss. Selbst der späten Ami Winehouse hat Gaultier noch posthum die Ehre erwiesen.
Gekonnt mischt Jean Paul Gaultier französische Bretton-Streifen mit schottischen Karos. Er zitiert mit seinen Designs unverkennbar Pariser Chic der fünfziger Jahre und kombiniert sie mit seinen Design-Zitaten.
Auf langen Laufstegen präsentiert Jean Paul seine Haute Couture und er wäre nicht der Designer, der er ist, wenn er nicht auch seine Models zum Leben erweckt: Einige seiner Mannequins sind Gesichter aufprojektziert worden, so dass sie für den Besucher wie zum Leben erweckt scheinen. Im ersten Moment erschreckt man sich, aber wenn dann sogar ein aufprojektzierter Gaultier persönlich über sein Schaffen erzählt, dann erhält die ganze Ausstellung so etwas wie eine ganz persönliche Note. Er ist eben ein Schelm.
Auch bei der Auswahl seiner Models provoziert Gaultier am liebsten und pfeifft gerade auf aktuelle Trends. Denn mit dem aus Albaninen stammenden Modell : ……..
Im Gegensatz zu seinen Design-Kollegen, die in den 80ern eher langbeinige und hellblonde Schwedinnen als Modells bevorzugten.
Nicht zu vergessen die unzähligen Film-Outfits, comichaft für Filme wie Fassbinders „Querele“, „The Fifth Element“ von Luc Besson oder das Tiger-Outfit zu „The Skin you live in“ von Predro Almodovar, nicht ohne ein leichtes Augenzwinkern.
Die Ausstellung „The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From the Sidewalk to the Catwalk‟ in der Barbican Art Gallery in London läuft noch bis zum 25. August 2014.

Bretton Streifen und maritime Designs als Markenzeichen



The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From Sidewalk to the Catwalk

Jean Paul Gaultier selbst

The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From Sidewalk to the Catwalk

The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From Sidewalk to the Catwalk

The Fashion World of Jean Paul Gaultier: From Sidewalk to the Catwalk



Garderobe aus Film und Fernsehen 2

Garderobe aus Film und Fernsehen

Madonna

Kylie Minogue

Boy George

Naomi Campbell

Kate Moss

E voila: Jean Paul Gaultier
